Motorschaden-läuft nur auf 5 Zylindern

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Motorschaden-läuft nur auf 5 Zylindern

Beitragvon Huberta » Montag 11. Januar 2016, 18:01

Hallo,

auf der Fahrt in den Norden fing unser LT 31 BJ 83 auf der Autobahn ziemlich stark hinten raus zu qualmen (blau weißer Rauch), wenn man etwas Gas wegenommen hat gab es etwas weniger Rauch. Weniger Motorleistung haben wir dabei allerdings nicht bemerkt. Wir haben dann auf der nächsten Raststätte angehalten und gesehen dass der Kühlwasserstand auch etwas gesunken war, allerdings nicht viel. Vorsichtshalber haben wir den ADAC gerufen. Unsere Vermutung das er zeitweise nur auf 5 Zylindern läuft hat uns der ADAC Mann dann auch bestätigt. Wir wurden dann in eine Werkstatt in Buchholz in der Heide (kurz vor Hamburg) abgeschleppt und haben soeben von der Werkstatt erfahren dass es sich nicht um eine defekte Einspritzdüse handelt wie gehofft sondern dass mit der Kompression was nicht stimmt, sie vermuten ein defektes Ventil oder ähnliches, die Diagnose lautet Motorschaden.

Unsere Frage: Ist es eindeutig ein Motorschaden der sich nicht mehr reparieren lässt? Ist es totaler Wahnsinn auf 5 Zylindern bis nach Hause weiterzufahren (ca. 400 km)? Dann könnten wir in Ruhe überlegen was geschehen soll - Reparatur - Austauschmotor oder Bastlerfahrzeug. Ansonsten bleibt uns wohl nichts anderes übrig als ihn vor Ort verschrotten oder im besten Fall einen LT Liebhaber in der Nähe zu finden, da eine Reparatur in der Werkstatt eindeutig unser Budget überschreitet.

Viele Grüße

Christine und Magnus
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Re: Motorschaden-läuft nur auf 5 Zylindern

Beitragvon tiemo » Montag 11. Januar 2016, 19:09

Hallo Christine und Magnus!

Für mich hört sich das an wie falsch eingestelltes (nämlich garnicht!) Ventilspiel. Die DW-Motoren vor 1987 hatten noch Einstellplättchen und nicht, wie da schon in Pkw üblich, Hydrostößel.
Das Ventilspiel muss alle 50.000km kontrolliert werden und ggf. eingestellt. Ich habe es schon wiederholt erlebt, dass Werkstätten sich dessen nicht bewusst sind! Könnte das bei Euch der Fall sein, oder habt ihr die Aussage, dass diese Wartung mal gemacht wurde? Das wäre ein kleiner Schaden, nach dem Einstellen rennt er wieder (wenn man ihn jetzt vorsichtig behandelt!).

Durch den mechanischen Verschleiß wird das Spiel langsam immer weniger, bis die Ventile ständig von den Stößeln leicht aufgehalten werden und die Verbrennungsgase durch den Spalt rauszischen. Dadurch geht dann die Kompression verloren und der Motor qualmt weiß (unverbrannter Diesel, riecht auch so), geht im Endstdium nach Belastung sogar aus usw.
Ich hatte einen Foren-Kollegen, dessen LT sprang leidlich an und lief kalt fast normal, aber wenn er auf die Autobahn ist und dann auf 100 beschleunigt hat, kam nach ganz kurzer Zeit plötzlich Leistungseinbruch und Qualm, nach dem Anhalten starb der Motor dann sogar oft ab. Nach 5min des Abkühlens ließ er sich wieder starten, und innerorts fuhr er fast normal, wenn man nicht zu viel Gas gab. Könnte das Bild bei euch auch passen?

Wenn das bei euch der Fall wäre, könntet ihr vorsichtig (mit wenig Gas) nachhause fahren und dort die Einstellung in Ruhe vornehmen lassen.

Quetscht die Werkstatt aus bezüglich der Messung der Kompression: Welcher Zylinder hat wieviel? Notiert euch das und postet das mal hier! Fragt, ob sie an das Ventilspiel gedacht haben! Lasst es überprüfen!
Das Prüfen des Ventilspiels sollte jede Werkstatt leicht vornehmen können: Dazu wird nur der Ventildeckel (Die schwarze Haube oben auf dem Motor) abgeschraubt und man fährt mit einer Fühlerblattlehre zwischen die Nocken und die Stößel.
Bei einem kalten DW sollte das Spiel bei den Auslassventilen 0.35mm bis 0.45und bei den Einlassventilen 0.15mm bis 0.25mm sein. Um es zu korrigieren, wird es schon komplizierter, dafür gibt es zwei Spezialwerkzeuge (Niederhalter und Zange) und man braucht natürlich passende Plättchen. Das lässt sich aber organisieren. Notfalls hilft die "Urwaldmethode", den erforderlichen Wert für die neue Stärke auszurechnen und die alten Scheiben auf der Unterseite entsprechend abzuschleifen.

Kontrolliert, dass weder Öl im Kühlwasser (brauner Schleim am Deckel im Vorratsgefäß, caramelfarbene Soße mit schwarzen Fettaugen im Wasser), noch Wasser im Öl (Wassertröpchen unter der Ölschicht am Peilstab) ist und die Füllstände stimmen, dann besteht erst mal keine Gefahr für die Lager. Ansonsten müsste man von einem Zylinderkopfdichtungsdefekt ausgehen und es wäre nicht klar, ob ihr damit noch heim kommt.

Schaut mal im WIKI unter http://www.lt-forum.de/dokuwiki/doku.php?id=start:reparaturtips:ventileinstellung_beim_lt1_diesel, da steht eigentlich alles. Evt. ist es hilfreich, das für die Werkstatt auszudrucken, die können ja nicht alle Werte im Kopf haben.

Gruß,
Tiemo
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Re: Motorschaden-läuft nur auf 5 Zylindern

Beitragvon syncromat » Montag 11. Januar 2016, 21:19

Wenn die Werkstatt euch nicht helfen kann,oder will,würde ich den ADAC nochmals bemühen.Die schleppen das Fahrzeug dann zu euch,spart euch Zeit,Nerven und Geld.Vor allem macht ihr nicht mehr kaputt als jetzt.
LG Frank

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Re: Motorschaden-läuft nur auf 5 Zylindern

Beitragvon Huberta » Montag 11. Januar 2016, 21:35

Hallo Tiemo,

vielen Dank für deine hoffnunggebende Antwort!!!
Wir werden die Werkstatt morgen nochmal genau interviewen und die Infos hier posten. Öl im Wasser und Wasser im Öl gab es keins.

besten Gruß aus dem Norden
Christine & Magnus
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Re: Motorschaden-läuft nur auf 5 Zylindern

Beitragvon Huberta » Montag 11. Januar 2016, 21:40

@ syncromat

Geht das auch wenn man nur ADAC Plus Mitglied ist? Muss man nicht Premium Mitglied sein um bis nach Hause abgeschleppt zu werden?
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Re: Motorschaden-läuft nur auf 5 Zylindern

Beitragvon Mariner » Montag 11. Januar 2016, 23:23

Moin Christine und Magnus,

eben als Plus-Mitglied kommt man in den Genuß des Rückholservice beim ADAC. Aufgrund des Alters Eures Busses wird dieser Euch 2 Varianten anbieten. a) 7 Tage Mietwagen und KEINE Rückholung oder b) 1 Tag Mietwagen und Rückholung mit Sammeltransport zur Werkstatt Eurer Wahl.

Ich fahre nur alte Autos und habe da schon eine gewisse Erfahrung.. ;-)

Zu Eurem Motorproblem:

Neben Tiemos Ausführungen tippe ich auf eine defekte Zylinderkopfdichtung - insbesondere wegen der blau-weißen Rauchfahne und des Wasserverlustes.

Ihr könnt auch zur Not (also nur dann, wenn es in der Tat keine Alternative gibt) auf 5 Zylindern nach Hause fahren, wenn ihr keine Probleme mit der Motortemperatur (zu hoch) hattet, aber ich würde in jedem Fall die Rückholung favorisieren. (Ich bin mal mit einem VW-Derby von Kroatien nach D auf 3 Zylindern gefahren - kein Geschenk ;))

Ein Motor ist erst dann tot, wenn (z. B. die Kolben so gefressen haben, dass) er nicht mehr dreht (und selbst da lässt sich noch was machen) - Euer Motor läuft noch, da würde ich höchstens von "sterben" oder "leiden" sprechen ;) - also nicht verschrotten, den guten Bus!

LG

Tille
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Re: Motorschaden-läuft nur auf 5 Zylindern

Beitragvon tiemo » Dienstag 12. Januar 2016, 01:52

Hallo Tille, Christine und Magnus!

Mariner hat geschrieben:Neben Tiemos Ausführungen tippe ich auf eine defekte Zylinderkopfdichtung - insbesondere wegen der blau-weißen Rauchfahne und des Wasserverlustes.


Das wäre im Prinzip noch differenzierend zu klären:

Wenn der Zylinder aufgrund "strammer" Ventile nicht mehr zündet, ist das Abgas unverbrannter Diesel und riecht entsprechend. Man hat weder im Ölsystem (Kurbelgehäuseentlüftung) noch im Kühlwasser Überdruck (kalter Motor!).
Wenn die Zylinderkopfdichtung zum Kühlsystem hin "durch" ist, wäre es vor allem Wasserdampf. Wenn man dann den Deckel vom Kühlwasserausglaichsbehälter offen lässt und den Motor startet, sollte es dann, aufgrund des entweichenden Kompressionsdrucks, dort stark sprudeln.
Sollten es noch defekte Kolbenringe sein, würde der Qualm nach Motoröl riechen, und bei offen gelassenem Öleinfülldeckel müsste es beim Starten des Motors dann dort nebeln wie verrückt. Wobei bei älteren Motoren ein gewisser, aber noch "friedlicher" Gasaustritt normal ist.
Falls die Zylinderkopfdichtung zwischen zwei Zylindern durch sein sollte, kommt Druckluft, die man in die Bohrung der entnommenen Einspritzdüse bläst, aus der Bohrung des benachbarten Zylinders wieder raus. So ein Motor läuft dann aber auch nur noch auf 4 Zylindern, und da wird es schon knapp im Standgas, da ruckelt er und neigt dazu, abzusterben. Auch dann riecht der weiße Auspuffqualm nach unverbranntem Diesel.

Vielleicht noch Jemand eine Idee für die schnelle Diagnose vor Ort?

Gruß,
Tiemo
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Re: Motorschaden-läuft nur auf 5 Zylindern

Beitragvon Herbert Kozuschnik » Dienstag 12. Januar 2016, 10:20

Guten Morgen,
auf Grund dieser Aussage:
Weniger Motorleistung haben wir dabei allerdings nicht bemerkt.
denke ich nicht, dass ein Ventil nicht mehr schließt, den fehlenden Zylinder würde man merken.
Wegen der Aussage "ETWAS Kühlwasser hat gefehlt" tippe ich als erstes an Zylinderkopfdichtung zum Kühlsystem undicht.
Es müssten dann, wie von Tiemo schon geschrieben, bei offenen Kühlsystem Bläschen im Ausgleichsbehälter zu sehen sein. Allerdings würde ich keine 10 Cent darauf wetten, dass das vom ADAC Mann oder der (Vertrags)Werkstatt erkannt wird...
Gruß Herbert
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Re: Motorschaden-läuft nur auf 5 Zylindern

Beitragvon Huberta » Dienstag 12. Januar 2016, 13:17

Hallo nochmal,

vielen Dank erstmal für Eure Hilfe!!!

wir haben jetzt die Kompressionswerte von der Werkstatt:

1. Zylinder: 27,5 bar
2. Zylinder: 25,1 bar
3. Zylinder: 25 bar
4. Zylinder: 14 bar
5. Zylinder: 1,1 bar
6. Zylinder: 26 bar

Haben auch nochmal mit dem ADAC gesprochen, die Übernehmen den Rücktransport:)

Christine & Magnus
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Re: Motorschaden-läuft nur auf 5 Zylindern

Beitragvon Mariner » Dienstag 12. Januar 2016, 13:28

Na wunderbar; Bus erst mal gerettet. Mit höchster Wahrscheinlichkeit hat es die ZKD zw. Zyl 4 und 5 erwischt. Neue ZKD einbauen und dann ist er fast wie neu. Lässt noch mal die Ventile an 4 und 5 überprüfen, denn vmtl hat er Wasser "verbrannt". Da sich Wasser nicht komprimieren lässt, verbiegen hin und wieder die Ventile an den Betroffenen Zylindern.

Grüße
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Re: Motorschaden-läuft nur auf 5 Zylindern

Beitragvon tiemo » Dienstag 12. Januar 2016, 14:02

Hallo!

Mariner hat geschrieben:Na wunderbar; Bus erst mal gerettet. Mit höchster Wahrscheinlichkeit hat es die ZKD zw. Zyl 4 und 5 erwischt. Neue ZKD einbauen und dann ist er fast wie neu


Da glaube ich nicht richtig dran! Immerhin hat der eine 13bar mehr als der andere - wenn die Dichtung da hin ist, haben beide in sehr guter Näherung Null...
Insgesamt ist die Kompression hart an der Grenze, VW gibt als Limit 26bar an. Ist halt die Frage, warum?

Mariner hat geschrieben:. Lässt noch mal die Ventile an 4 und 5 überprüfen, denn vmtl hat er Wasser "verbrannt". Da sich Wasser nicht komprimieren lässt, verbiegen hin und wieder die Ventile an den Betroffenen Zylindern.


In dem Fall würden eher die Pleuel geknickt. Da glaube ich noch weniger dran, denn so dramatisch ist der Wasserverlust (gerade so zu erahnen) nicht. Man merkt es dann daran, dass der Kolbenüberstand unterschiedlich ist, den sollte man bei abgenommenem Zylinderkopf dann sowieso überprüfen.

Da man sowieso zuallererst mal die Ventilhaube abbauen muss und es schnell gemacht ist, würde ich als allererstes das Ventilspiel prüfen. Und falls keines vorhanden sein sollte (insbesondere am 5. Z.), würde ich das erst mal beheben. Evt. ist die Kompression dann wieder da...

Gruß,
Tiemo
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Re: Motorschaden-läuft nur auf 5 Zylindern

Beitragvon Mariner » Dienstag 12. Januar 2016, 16:32

Moin Tiemo,

sicherlich gibt es für die Kompressionsdifferenzen mehr als eine Erklärung und sicherlich spielen nicht eingestellte Ventile dabei eine wesentliche Rolle. Nach meiner Erfahrung verstellt sich das Ventilspiel aber nicht abrupt, sondern (ver)stellt sich vielmehr "schleichend" ein - da die Motorleistung erst am Ende "in den Keller" ging, liegt mir daher die Annahme der defekten ZKD näher. Verbogene Pleuel kenne ich eigentlich nur von spontanen regelrechten Wasserschlägen - ein Umstand der in dem hier geschilderten Fall ja nicht eingetreten ist. Vermutlich handelt es sich um eine Kombination aus unser beider Annahmen; ggfs. mit einer - und das wäre sehr bedauerlich - Ausweitung um einen "Abplatzer/Abbrecher" an einem Ventilteller und/oder defekten Kolbenringen.

Die Antwort wird es ohnehin erst geben, wenn der Motor offen ist und da stimme ich Dir vollkommen zu: Ventildeckel runter und Ventilspiel messen gibt schon einmal eine gute Indikation.

Am Ende wird sich die Frage stellen, wieviel monetäre Mittel in die Reparatur dieses Motors fließen sollen/können und hier ist mein Blick vielleicht ein bisschen verklärt, da ein Schadensbild "defekte Ventile, ZKD, Kolben oder Kolbenringe" für mich kein "Kill-Kriterium" für einen Motor sind; weil ich es halt selbst beheben kann.

Insofern - ich bin gespannt, wo der "Hase im Pfeffer liegt", vielleicht beteiligen uns Christine und Magnus an der Schadensanalyse.

Grüße,

Tille
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Re: Motorschaden-läuft nur auf 5 Zylindern

Beitragvon Herbert Kozuschnik » Dienstag 12. Januar 2016, 19:00

Hi Tille,

Da sich Wasser nicht komprimieren lässt, verbiegen hin und wieder die Ventile an den Betroffenen Zylindern.
Durch Wasser verbogene Ventile habe ich noch nicht gesehen und kann auch gedanklich nicht nachvollziehen wie das gehen soll...
Im "Verdichtungstackt" sind sie geschlossen und liegen ringsum auf, wie sollen sie sich da verbiegen? Im "Überschneidungstackt" ist immer ein Ventil offen und es kann sich gar nicht erst so viel Druck aufbauen...

Nach meiner Erfahrung verstellt sich das Ventilspiel aber nicht abrupt, sondern (ver)stellt sich vielmehr "schleichend" ein
Da bin ich Deiner Meinung. Wenn das Fzg allerdings mit nicht mehr richtig eingestellten (schließenden) Ventilen immer nur kurze strecken gefahren wird, passiert erst mal nichts. Wird der Motor dann (z.B. wegen der Urlaubsfahrt) mal richtig warm, dann überhitzt ein nicht mehr vollständig schließendes Ventil und brennt durch.

da die Motorleistung erst am Ende "in den Keller" ging
hm,.. wo hast Du denn das gelesen? sie schreiben doch, dass sie keinen Leistungsverlust bemerkt haben... ;-) - was ich mir bei der Kompression von Zyl 5 eigentlich auch nicht vorstellen kann. ;-) ;-)
Gruß Herbert
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Re: Motorschaden-läuft nur auf 5 Zylindern

Beitragvon Mariner » Mittwoch 13. Januar 2016, 09:16

Guten Morgen Herbert,

was für ein schöner Diskurs ;-) .

Durch Wasser verbogene Ventile habe ich noch nicht gesehen und kann auch gedanklich nicht nachvollziehen wie das gehen soll...
Im "Verdichtungstackt" sind sie geschlossen und liegen ringsum auf, wie sollen sie sich da verbiegen? Im "Überschneidungstackt" ist immer ein Ventil offen und es kann sich gar nicht erst so viel Druck aufbauen...

Beim Term "Verbiegen" meine ich weniger die axiale Verformung, sondern die Verformung des Ventiltellers; Ich habe das mal bei einem VW PASSAT gesehen, der wegen falsch aufgepasster Zylinderkopfdichtung Wasser gezogen hat - die Ventile sahen dann genau so aus (ich habe dieses Photo aus dem Internet, da ich "damals" noch keine Digi-Kamera, geschweige denn ein Smartphone hatte).

In diesem Fall hatte offensichtlich der Kompressionsdruck in Verbindung mit einem Wärmeableitproblem die Aufsitzfläche so verbogen, dass es so aussah, als hätte die Ventilfeder das Ventil durch den Sitz gezogen.

1.jpg
1.jpg (112.36 KiB) 8044-mal betrachtet


hm,.. wo hast Du denn das gelesen? sie schreiben doch, dass sie keinen Leistungsverlust bemerkt haben... ;-) - was ich mir bei der Kompression von Zyl 5 eigentlich auch nicht vorstellen kann. ;-) ;-)


Stimmt, das habe ich wohl hineininterpretiert - Sicherlich fällt ein ausgefallener Zylinder bei einem "Sechsender" weniger auf, als bei einem 4-Zyl-Motor, aber ein Leistungseinbruch bei einem 1-bar-Zylinder merkt man schon, es sei denn, man ist schon die ganze Zeit auf nur 5 Zylindern gefahren und kennt das Laufverhalten bei 6 Zylindern gar nicht :-| .

Beste Grüße - Freut Euch, heute ist schon Mittwoch ;-)

Tille
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Re: Motorschaden-läuft nur auf 5 Zylindern

Beitragvon tiemo » Mittwoch 13. Januar 2016, 14:59

Hallo Tille!

Mariner hat geschrieben:In diesem Fall hatte offensichtlich der Kompressionsdruck in Verbindung mit einem Wärmeableitproblem die Aufsitzfläche so verbogen, dass es so aussah, als hätte die Ventilfeder das Ventil durch den Sitz gezogen.


Da gehe ich mit. So ein Ventil gehört dann auch dringend getauscht, denn wenn dann doch noch der Schaft abreißt, hat man ja gleich wieder "Motorsalat".

Sicherlich fällt ein ausgefallener Zylinder bei einem "Sechsender" weniger auf, als bei einem 4-Zyl-Motor, aber ein Leistungseinbruch bei einem 1-bar-Zylinder merkt man schon, es sei denn, man ist schon die ganze Zeit auf nur 5 Zylindern gefahren und kennt das Laufverhalten bei 6 Zylindern gar nicht :-| .


Es ist davon auszugehen, dass ein Motor, an dem das Ventilspiel nicht eingestellt wird, auch sonst nicht ideal gewartet ist und daher sowieso nicht die volle Leistung hat. Im Teillastbereich verschleiert der Regler in der ESP das auch ein wenig, weil er einfach ein wenig mehr aufmacht. Merken tut man das dann am Verbrauch, denn in den nicht arbeitenden Zylinder wird ja auch immer fleißig eingespritzt...

Beim LT-Diesel ist das mit dem Ventilspiel etwas seltsam: Zu erwarten wäre, dass das Ventilspiel mit wärmer werdendem Motor größer wird und sich die Situation verbessert, zumindest sind die Werte in der Literatur so angegeben (Beispiel: Einlass kalt: 0.15 .... 0.25mm, warm 0.2 ... 0.3mm).
Ich habe aber selbst schon mit so einem Fahrzeug eine Probefahrt gemacht und konnte feststellen: Motor startet normal ohne Kaltstartprobleme (was bei Kompressionsverlust ja sehr schnell der Fall ist) und läuft im Stand fast unauffällig mit leicht sichtbarem Abgas, fährt auch normal an. Aber wenn man beim warmen Motor schnellstmöglich anfährt (Immer Vollgas, Weiterschalten, Vollgas, usw.), fängt er so bei 80 Sachen an zu husten, wirft weißen Qualm raus und wenige Sekunden später ist es dann vorbei mit der Beschleunigung.
Ich kann mir das nur so erklären, dass die Ventile selbst durch die mangelnde Anlage am Dichtsitz überhitzen, sich dabei die Schäfte dehnen und dabei jegliches Restspiel aufbrauchen und die Kompression in den Keller geht. Geht man dann vom Gas, normaliesiert sich die Lage wieder.
Bei dem betreffenden Motor saßen die Stößel so stramm an der Nockenwelle, dass man die meisten nicht mal drehen konnte und hatten auch schon entsprechende Einlaufspuren. Nach Notreparatur (12 Ausgleichsplättchen passend schleifen und einsetzen...) lief der Motor wieder unauffällig bis auf die übrigen 100 Defektchen seines Wartungsstaus bzw. Werkstattleichentums und erreichte bis dahin ungeahnte Leistungen.

Falls das hier der Fall sein sollte, ist die Reparatur bzw. eigentlich ist es ja ein Wartungspunkt, natürlich wirtschaftlich. Einen Motor aber komplett ohne Eigenleistung in einer Werkstatt instand setzen zu lassen, verdoppelt oder verdreifacht den "Fahrzeugwert" schnell. Die wirtschaftliche, aber aufgrund des unbekannten Zustands auch unsicherere Methode ist dann ein Gebrauchtmotor. Selbst dessen Tausch durch eine Werkstatt ist aber natürlich eine Hausnummer...

Auch ich bin sehr gespannt, was hier letztlich rauskommt und hoffe auf viele Berichte und Bilder ;-)

Gruß,
Tiemo
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Re: Motorschaden-läuft nur auf 5 Zylindern

Beitragvon Huberta » Mittwoch 23. März 2016, 17:04

Hallo,

endlich konnten wir das Ventilspiel an unserem motorkranken LT messen (wir wohnen in Dänemark und unser Bus steht in Deutschland, da dauert das alles ein bißchen länger...)

Also bei kaltem Motor haben wir folgendes gemessen:

1. (vorderste) Zylinder: Eingang/Ausgang: 10/30
2. Zylinder: EIngang/Ausgang: 15/30
3. Zylinder: Eingang/Ausgang: 15/30
4. Zylinder: Eingang/Ausgang: 15/30
5. Zylinder: Eingang/Ausgang: 10/35
6.Zylinder: Eingang/Ausgnag: 15/30

Das ist vielleicht gerade an der Untergrenze zu dem was im Reperaturwiki angegeben ist (Einlass 0,15-0,25mm/Auslass 0,35-0,45mm), aber das kann wohl nicht der einzige Grund für die schlechte/fehlende Kompression sein.?

Nach langem hin und her sind wir zu dem Entschluß gekommen das wir selbst wohl nicht weiter an unserem LT schrauben können, dazu müssten wir ihn erstmal nach Dänemark schaffen und einiges an Zeit, Werkzeug und Ersatzteilen investieren, was uns unrealistisch erscheint. Daher werden wir unser altes Schätzchen als Bastlerfahrzeug anbieten in der Hoffnung das es vielleicht noch in gute Schrauberhände kommt. Mehr wird bald im "Biete Forum" gepostet falls jemand Interesse hat.

Beste Grüße
Christine & Magnus
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Re: Motorschaden-läuft nur auf 5 Zylindern

Beitragvon tiemo » Mittwoch 23. März 2016, 19:45

Hallo Christine und Magnus!

Auf jeden Fall habt ihr ein Ventilspiel messen können, damit scheidet das als Ursache für die mangelnde Kompression aus. Schade, wäre so einfach zu beheben gewesen...

Schade auch, dass ihr deswegen den LT nicht halten könnt.

Gruß,
Tiemo
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Re: Motorschaden-läuft nur auf 5 Zylindern

Beitragvon j.b.k » Mittwoch 23. März 2016, 21:28

Moin,
wo steht denn der Lt in SH :?:
Gruß Hannes
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Re: Motorschaden-läuft nur auf 5 Zylindern

Beitragvon Martin aus Pirna » Mittwoch 23. März 2016, 22:26

"Blauweißer Qualm"

ich will nicht den Teufel an die Wand malen, aber ich hab vor 17 Jahren auf dem Weg in den Urlaub den 6. Pott eingebüßt, weil er im Kolbenboden ein Loch hatte.
Das Loch ist eingebrannt worden, weil die Einspritzdüse nicht eingespritzt, sondern reingepinkelt hat. So der Kommentar des Werkstattmeisters. Die hat immer auf die gleiche Stelle auf dem Kolbenboden gepisst und ihm damit ein Loch reingebrannt. Die Symptome waren die gleichen wie bei dir. In der halben Stunde auf dem Werkstatthof, wo er im Standgas lief, hatte er die Hälfte vom Öl durch das Loch im Kolbenboden hochgezogen und mit verbrannt, daher der Qualm. Allerdings brauchte er kein Wasser. Motor war ein DW, der LT von '86.
Im Standgas hat mans sehr wohl gemerkt- der Motor lief wie eine Rüttelplatte und qualmte wie die Hölle. Beim Fahren hat man so gut wie nichts gemerkt, außer der gigantischen Qualmwolke, die der Karren produzierte. Wahrscheinlich lief die Maschine schon immer schlecht und ich kannte sie gar nicht anders. Ich wurde auch erst aufmerksam, als mir andere Autofahrer von hinten Lichthupe gaben. Als ich in den Rückspiegel sah, war hinter mir nur Qualm, keine Autos mehr :shock:
Der Kompressionstest zeigte dann ein ähnliches Bild wie bei deinem LT. Die Reparatur nur des 6. Kolbens wäre unwirtschaftlich gewesen, weil die anderen Düsen ähnlich herumpissten und der Abbrand der ihnen zugehörigen Kolbenböden nur durch abbauen des Zyl.kopfs genau besehen werden hätte können. Damals hab ich eine Tauschmaschine von VW einbauen lassen und konnte es gar nicht fassen, dass der LT auf einmal so weich fuhr. Vorher war das ein Traktor. Die neue Maschine lief seidenweich. Der Kilometerstand war übrigens erst schlappe 277000, als der Motor starb.

Viel Glück- und dass es "nur" die KD ist!

Gruß aus dem Elbtal!
Martin

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Re: Motorschaden-läuft nur auf 5 Zylindern

Beitragvon Huberta » Freitag 25. März 2016, 19:42

Unser Bus ist ein LT 31, BJ 83 mit Hochdach.
Steht in Werl, NRW.

Hat 1 Jahr alte Ganzjahresreifen, neuer Zahnriemen und Bremsklötze, TÜV noch bis Juli.

Hat uns bis zum Motorproblem treu über die Pyrenäen bis nach Spanien gebracht, letzten Sommer waren wir in Norwegen, alles ohne Probleme.

Innendrin ist ein Westfalia-Ausbau, Gasheizung, Wasser, Strom, Gasherd, Kühlschrank funktionieret alles, Gasversorgung mit Gastank.
Als wir den LT vor gut einem Jahr bekamen haben wir alle Fenster notdürftig abgedichtet, nicht allerfeinstes Handwerk, aber dicht. Der Zahn der Zeit hat an dem Bus genagt, Rost ist also leider mit dabei. Ist also ein umfassenderes Restaurierungsprojekt bevor er richtig schick ist und wieder rollt...

Als reines Fahrzeug betrachtet unmittelbar nicht so viel wert, aber ist ja nicht einfach nur ein Fahrzeug sondern ein LT:)

Keine Ahnung was ein fairer Preis wäre?

Besten Gruß
Christine & Magnus
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Re: Motorschaden-läuft nur auf 5 Zylindern

Beitragvon syncromat » Freitag 25. März 2016, 22:51

In Werl?Bei wem denn,Stegmann?
LG Frank

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