Hallo Robert!
Robert Sommer hat geschrieben:Das mieseste heute waren mit Abstand die Sicherungsdrähte an den Spurstangenmuttern und die Radbolzen.
Wenn die Sicherungssplinte stark verrottet sind, dann kommen sie oft selbst nach mehrfacher Behandlung mit Rostlöser nicht raus, ohne zu zerreißen. Wie die anderen schon schrieben: Ignorieren, oder glatt abflexen und mit Durchschlag raushauen.
Radbolzen sollte allerdings zu mobilisieren sein. Man muss doch öfter mal eine Felge abnehmen? Hier verwende ich auch einen Hauch Anti-Seize-Paste (ähnlich Kupferpaste, die geht auch) an Gewinde und Kugelbund, das verhindert Korrosion. Es gibt Leute die davor warnen, weil wegen der Schmierwirkung sich die Schrauben lösen könnten. Ist mir aber noch nie passiert. Natürlich, 50km nach Montage, Drehmoment kontrollieren! Apropos Drehmoment: Hier sollte man beim Anziehen unbedingt das Drehmoment (200Nm bei den "leichten" LT mit 5 Radbolzen) einhalten, sonst hat man hinterher Probleme. Machen aber viele Werkstätten nicht und knallen die Teile mit dem Schlagschrauber an. Das "Nachknacken" mit dem Drehmomentschlüssel beweist dann nur, dass MINDESTENS das vorgeschriebene Moment aufgebracht wurde, nicht aber, um wieviel es überschritten wurde...
Zum Lösen benutze ich bei hartnäckigen Bolzen (an fremden LTs

) einen starren 4-Kant-Hebel mit Schlagschraubernuss und eine Verlängerung. Darunter kommt der Rangierwagenheber, und das Fahrzeuggewicht reicht dann im Allgemeinen zum Lösen. Schutzbrille tragen und respektvollen Abstand halten, wenn so ein vorgespanntes Werkzeug bricht, dann fliegen die Fetzen!
Robert Sommer hat geschrieben:Da wir anfangs die Spurstangen nicht abgedrückt bekommen haben- da war zu allem Überfluss die Karre schon von der Bühne runter- weil schon gar nicht die Drähte zu ziehen waren, haben wir erstmal mit den Lenkhebeln weitergemacht und einfach versucht deren Konsolen vom Rahmen abzuschrauben: auch hier übelst vom Rost vergrößerte Muttern...
Mit einem passenden Abzieher sollte das aber gehen...
Ich setze den normalerweise solide an (man kann die ja einstellen), so dass die beiden Teile annähernd parallel stehen, sobald Druck drauf kommt. Dann ordentlich vorspannen und von der Seite einen Hieb mit einem Fäustel >= 1.2kg auf das Auge der Kegelverbindung, dann springen die Verbindungen meist auseinander.
Die Muttern sind nur scheinbar vom Rost vergrößert: Wenn man den abgeklopft hat, sind sie eher kleiner als normal. Manchmal passt dann tatsächlich das nächstkleinere Werkzeug. Bei so festsitzenden Muttern ist es vorteilhaft, einen Schlüssel zu verwenden, der nicht nur an zwei Schlüsselflächen angreift (Gabelschlüssel), sondern besser an allen (Ringschlüssel, 6-Kant-Nuss). Eine Nuss kann man auch mit dem Hammer auf die Mutter schlagen, bevor man die Knarre oder den Hebel ansetzt.
Robert Sommer hat geschrieben:Und Rostlöser kriecht gar nicht ins Gewinde hab ich gesehen.
Doch, tut er. Aber er braucht Zeit, und man muss auch den richtigen Rostlöser benutzen. WD40, Caramba und diese "entquietschenden" Allround-Wundermittelchen taugen da nichts. Bei sehr zugerosteten Verbindungen braucht man etwas sehr dünnflüssiges, da nehme ich oft einfach Bremsenreiniger bei den ersten Durchgängen. Danach dann einen reinrassigen Rostlöser, der nicht auch noch qietschende Türen und Überschläge in Verteilerkappen kurieren soll, sondern nur Rost löst, zB. Caramba Rasant.
Robert Sommer hat geschrieben:Für die Zukunft:
Wie kann man die Schrauben/Bolzen/Muttern der Vorderachse so behandeln, dass man da nicht immer so'n tierischen Hustle mit hat?! Dicke Fettschicht auf die Muttern?
Kein Fett. Das schmiert und begünstigt selbsttätiges Lösen der Bolzen. Eine Paste, Kupferpaste oder Anti-Seize verhindert durch kleine Partikel aus einem "inkompatiblen" Metall, dass die Metallflächen aufeinander festfressen oder -rosten können. Ein in geringer Menge enthaltenes Öl bindet die Partikel und verhindert durch Luftabschluss Korrosion. Das gibt es zum Sprühen oder im Töpfchen oder Tube zum Auftragen mit dem Borstenpinsel. Damit kann man die Flächen mit einem sehr dünnen und dennoch geschlossenen Film beschichten, der auch unter dem Fliehkrafteinfluss nicht groß wandert und zB. die Bremse beeinträchtigt. Und bei der Montage Drehmomente einhalten.
Wer superängstlich ist, kann auch anstelle der Paste einen Schraubenkleber verwenden. Auch dieser verhindert das Festrosten durch Luftabschluss, und die Kleberwirkung ist bei den angewendeten Momenten eher zu vernachlässigen (wenn man nicht gerade den Typ "hochfest" nimmt). Nachteil ist, dass man bei jeder Demontage erst mal die zerbröckelten Rückstände entfernen muss, bevor man die Räder wieder montiert. Das ist auch noch so ein Punkt: Bevor man eine Schraubverbindung montiert, erst mal sicherstellen, dass die Gewinde bis zur später verwendeten Einschraubtiefe frei und leichtgängig sind (erst mal Bolzen/Mutter ohne Rad aufschrauben, ggf. Gewinde reinigen/nacharbeiten). Ist das Gewinde schon aufgrund Verschmutzung oder Rost schwergängig, stimmt trotz korrektem Anzugsmoment später die Vorspannkraft nicht, weil ein Teil des Montagemoments von der Reibung verschluckt wurde.
Robert Sommer hat geschrieben:Und wie könnte man die Radbolzen noch lösen? Hebel hatte ich schon gut 1m, Hammerschläge federn ab, Hammerschläge auf die Schraube bringen nix, Rostlöser will nicht penetrieren...
Das Fahrwerk ist so elastisch, dass die Hammerschläge zurückfedern, wenn man nicht die beschlagenen Teile entsprechend starr gegenstützt, zB. mit einem zweiten, etwa gleichschweren Hammer auf der gegenüberliegenden Seite. Aber es ist sowieso wesentlich wirksamer ,die Kraft langsam und gleichförmig aufzubringen, wie mit dem Wangenheber, wenn es in der Hochachse ist.
Und immer lieber Werkzeug verwenden, das auf den ersten Blick überdimensioniert aussieht. Damit geht so manches spielend, was mit kleinerem Werkzeug fast unmöglich ist. 1m Hebel ist nicht viel. Radkreuze setze ich persönlich nicht ein, weil ich erstens der vergleichsweise winzigen Verschweißung in der Mitte nicht traue und zweitens den seitlichen Versatz durch den relativ großen Abstand vom 6-Kant zur Querstange schlecht finde.
Ups, Überschneidung! Lese jetzt beim Abschicken, dass die Aktion doch noch gelungen ist! Glückwunsch!
Gruß,
Tiemo