Startproblem nach jahrelanger Standzeit

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Startproblem nach jahrelanger Standzeit

Beitragvon LT35Heinz » Freitag 11. November 2011, 18:11

Servus,

Mein LT35Z, 6-Zylinder Diesel CP, Bj. 82 ruht wegen Rosts seit vier oder fünf Jahren auf meinem Parkplatz. Ich hatte ihn jedes Jahr ein oder zweimal gestartet, damit der Motor nicht vergisst, was er tun soll. Heuer mag er zum ersten Mal nicht mehr. Der Anlasser dreht prima, es stinkt auch leicht aus dem Auspuff, aber von Anspringen ist keine Rede. Da die Tankanzeige auf null steht, könnte es vielleicht auch Dieselmangel sein. An der durchsichtigen Dieselleitung zur Einspritzpumpe wage ich nicht zu beurteilen, ob sie voll oder leer ist. Sie ist leider schon viel zu hart, um sie testweise abnehmen zu können. Bevor ich sie zerstörerisch runterreiße, folgende Frage: Ganz oben an der Einspritzpumpe geht ein Dieselschlauch weg, ich nehme an, dass das die Leckölleitung ist. Wenn ich die abnehme, kommt beim Starten Diesel raus. Bedeutet das, dass auch Diesel zu den Brennkammern kommt (woher käme sonst das Lecköl)? Dann fiele der Fehler des eventuell fehlenden Diesels weg.
Hintergrund des Ganzen: Ich möchte mich nun doch von unserem langjährigen Reisemitglied trennen und einem neuen Besitzer an Ort und Stelle zeigen, dass und wie der Motor läuft.

Heinz
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Re: Startproblem nach jahrelanger Standzeit

Beitragvon tiemo » Freitag 11. November 2011, 23:26

Hallo Heinz!

LT35Heinz hat geschrieben:Ganz oben an der Einspritzpumpe geht ein Dieselschlauch weg, ich nehme an, dass das die Leckölleitung ist. Wenn ich die abnehme, kommt beim Starten Diesel raus.


Eigentlich sollten da zwei Schläuche an einem Anschluss sein. Einer davon, er führt zur Düse Nr. 6, ist der Leckölanschluss. Da sollte nichts oder nur tropfenweise Diesel kommen. Der andere ist der Rücklaufschlauch zum Tank. Aus dem Schlauch selbst kommt auch nichts, aber aus dem Stutzen an der ESP sollte blasenfreier Diesel kommen, wenn man eine Weile den Anlasser betätigt.

LT35Heinz hat geschrieben:Bedeutet das, dass auch Diesel zu den Brennkammern kommt (woher käme sonst das Lecköl)? Dann fiele der Fehler des eventuell fehlenden Diesels weg.


Ob auch Diesel an den Brennkammern ankommt, ist nicht gesagt. Dann würde der Motor vermutlich auch starten. Aber es kommt aus dem Tank Diesel nach. Damit der Motor anspringt, muss die Vorpumpe in der ESP diesen Diesel etwas unter Druck setzen und die Hochdruckpumpe muss ihn dann zu den Düsen fördern. Dann kommt er auch in den Brennkammern an.
Damit er bei den derzeitgen Temperaturen auch zünden kann, muss allerdings auch die Vorglühanlage arbeiten, sonst hört sich der Motor nur tot an.
Man kann dazu einen kleinen Test ohne Werkzeug machen:
- die Innenleuchte einschalten
- den Zündschlüssel auf "Zündung" drehen. Nun sollte die gelbe Lampe im Armaturenbrett aufleuchten und die Innenraumleuchte deutlich dunkler werden, weil nun Glühstrom fließen soll. Nach einer Weile sollte die gelbe Lampe verlöschen, die Innenleuchte aber weiter dunkler erscheinen (noch ca. 5s). Dann sollte es im Sicherungskasten klicken und das Licht wieder heller werden.
- nach kurzer Betätigung des Zündschlüssels in Richtung "Starten", jedoch ohne, dass der Motor startet, sollte da Licht wieder für ca. 5s deutlich dunkler werden, ohne dass die gelbe Lampe erneut aufleuchtet.
Der Test ist leider recht grob und erfasst nicht, wieviel Glühstrom tatsächlich fließt. Sollten die Glühkerzen jedoch völlig hinüber sein, kann man keine nennenswerte Verdunklung feststellen. Diese muss wesentlich stärker sein, als wenn du plötzlich den Gebläseschalter auf "volle Möhre" drehst. Vielleicht solltest du mehrfach vorglühen, bevor du den ersten Zündversuch machst, das geht oft auch mit verschlissenen Kerzen halbwegs. Allerdings sollte es dann schon kräftig weißlich aus dem Auspuff rauchen (unverbrannter Diesel), sonst solltest du doch noch in Richtung Kraftstoff weiter suchen.
Bei Pumpen, die länger gestanden haben, sitzen manchmal die Zellenflügel in ihren Führungen fest und die Pumpe baut keinen Vordruck auf. Oder das Abschaltventil hängt fest und lässt keinen Kraftstoff in den Hochdruckteil. Test: Bei eingeschalteter Zündung den Stecker abziehen (unter den Einspritzleitungen versteckt), dann muss es klicken, ebenso wie beim Aufstecken. Wenn die Zellenflügel hängen, hilft wahrscheinlich nur Anschleppen: Die dabei auftretenden, höheren Drehzahlen erzeugen genug Fliehkraft, damit die Zellenflügel abdichten und sich Druck aufbaut.

Gruß,
Tiemo
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Re: Startproblem nach jahrelanger Standzeit

Beitragvon LT35Heinz » Samstag 12. November 2011, 15:12

Servus, Tiemo,

vielen Dank für Deine verständliche und leicht durchführbare Überprüfung. Sie hat - wenn auch indirekt - zum Erfolg geführt! Ich sollte zur Spannungskontrolle die Innenbeleuchtung einschalten - ging nicht, vielleicht Leuchtmittel kaputt. Also habe ich stattdessen ein Multimeter an den Zigarettenanzünder gesteckt. Das zeigte eine so erschreckend niedrige Spannung (trotz nächtens vollgeladener Batterie und meiner Meinung nach schnell genug drehendem Anlasser), dass ich parallel zur LT-Batterie die Batterie unseres neuen Womos hängte. Ergebnis: kurzer Dreh am Startschlüssel, und der Motor war da!
Wie gesagt, ich hatte das bisher nicht probiert, da ich den Anlasser schnell genug fand. Ich kann der Batterie auch keinen Vorwurf machen, denn sie ist mindestens 10 Jahre alt und seit sieben Jahren weniger als 20 km gefahren.

Nochmals vielen Dank für Deine Hilfe

Heinz
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