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Längsträger verstärken

Verfasst:
Freitag 23. Oktober 2015, 09:37
von Mariner
Liebe LT-Schrauber-Gemeinde,
Ich stehe vor folgendem Problem und möchte einmal ein Meinungsbild einfangen.
Bei meiner "Lady" sind beide Längsträger durch Feuchtigkeit innen und als Resultat Rost, insbesondere im Bodenbereich der Träger, erheblich geschwächt. Nach meiner Einschätzung sind am Boden durchschnittlich knapp 2/3 des Materials und damit der Materialstärke verloren gegangen (Man kann es beim Abklopfen deutlich hören, wo das Material wieder dicker wird - Löcher z. B. mit einem Schraubenzieher kann man aber noch nicht einhacken). Heckseitig sind die Träger stärker betroffen als in Richtung Fahrzeugfront.
Die Seitenwände sind hinsichtlich der Materialstärke in Ordnung.
Meine Idee, wie ich dieses Problem angehen und die Träger verstärken will seht ihr in anhängender Grafik und möchte Euch um Eure Meinung bitten.
Beste Grüße,
Tille
Re: Längsträger verstärken

Verfasst:
Freitag 23. Oktober 2015, 10:26
von tiemo
Hallo Tille!
An den Ecken und Kanten von Profilen zu schweißen, ist immer eine hässliche Angelegenheit: Durch die hohe Steifigkeit in den Bereichen kommt es zu starken Eigenspannungen, die die Bauteile auch ohne äußere Last schon vorbelasten unddaher zu Rissbildung neigen lassen.
Daher will der TÜV und auch VW, dass an den Ober- und Untergurten der Träger nicht geschweißt wird und Schweißungen an Stoßkanten unterlassen werden. Die Idee mit dem eingelegten Profil ist sicher gut, das könnte man auch noch mal mit einem TÜVer absprechen. Dann aber den geschwächten Untergurt lassen und das Vierkantprofil per Lochpunktschweißung mittig an den ungeschwächten Seiten der Originalträger anbringen. Zur Belüftung und Konservierung würde ich im Vierkant auch regelmäßige Bohrungen von oben nach unten einbringen. Das Verfahren wird häufig kritisiert, weil die aufeinander liegenden Blechschichten im Gegensatz zu einem neu aufgeschweißten Untergurt natürlich Rost im Zwischenraum begünstigen, allerdings kann man im Hauptträger ja wirklich wirkungsvolle Gegenmaßnahmen in Form von dauerflüssigen Fetten mit Kriechwirkung ergreifen (Mike Sanders und Konsorten). Wäre das gleich gemacht worden, hättest du heute kein Problem.
Was ich auch schon gesehen habe, dass ein entsprechender, U-förmiger "Schuh" von außen über den Original-Längsträger gestülpt und (ebenfalls mittig) verschweißt wird, wenn dieser zu stark geschwächt ist.
Warte mal noc etwas ab, vielleicht äußern sich die Karosseriebauer hier auch noch mal dazu.
Gruß,
Tiemo
Re: Längsträger verstärken

Verfasst:
Sonntag 25. Oktober 2015, 08:47
von Mariner
Hallo Tiemo,
vielen Dank für Deine ausführliche Antwort! Dann will ich mal sehen, was ich da am besten machen - ich habe mir bei Dr. Google schon ein paar Bilder von (TÜV-abgenommenen) Träger-Schweißreparaturen angesehen. Insgesamt überzeugt mich das aber nicht (Bleche einfach per Lochpunktschweißverfahren aufzusetzen - das ist für mein Problem natürlich keine Lösung, aber ich war schon erstaunt, was alles so "TÜV-approved" ist).
Die Idee, den Vierkant innen hineinzusetzen finde ich gut - das wird es vermutlich werden (nachdem der Träger fein mit Fertan und Mike Sanders vorbehandelt wurde). Ich muss nur zusehen, dass mir die schöne Konservierung beim Lochpunkten nicht verbrennt.
Grüße
Re: Längsträger verstärken

Verfasst:
Sonntag 25. Oktober 2015, 08:54
von tiemo
Hallo Tille!
Das Fertan würde ich mir sparen, und das Fett erst nach den Schweißarbeiten einbringen und auf die Kriechwirkung vertrauen! Damit auch was in und unter den Vierkant kommt, entsprechende Bohrungen vorsehen, die durchgehen.
Gruß,
Tiemo
Re: Längsträger verstärken

Verfasst:
Sonntag 25. Oktober 2015, 10:12
von Mariner
Guten Morgen Tiemo,
wiso ist Dein Ratschlag, auf das Fertan zu verzichten?
Grüße
Re: Längsträger verstärken

Verfasst:
Sonntag 25. Oktober 2015, 11:23
von tiemo
Hallo Tille!
ICh glaube, gegen diesen Rostbefall ist das machtlos. Und richtig ausgespült bekommt man es auch nicht.
Gruß,
Tiemo
Re: Längsträger verstärken

Verfasst:
Dienstag 27. Oktober 2015, 23:11
von Feuerwehr_Fabian
Hallo Tille,
ich möchte mich auch noch zu Wort melden, da ich auch schon einige Probleme mit meinem Rahmen hatte.
An deiner Stelle würde ich den Boden des Trägers drin lassen, wie auch schon Tiemo geschrieben hat, in den Innraum kannst du ein selbst gekantetes U-Profil legen das du dann entsprechend verschweißen kannst. Die Seiten des U-Profils würde ich nicht zu hoch ziehen so dass die Bohrungen von außen (im bisherigen Rahmen) nicht auf das eingelegte Blech gehen um man so auch nicht sieht, dass da was gemacht wurde.
Meine Erfahrung mit dem TÜV bei Sachen mit dem Rahmen war, dass die Jungs totale Panik hatten und ohne Fachfirma usw. kein OK bekommen hätte. Hier solltest du deine eigenen technischen Sachverstand und deine Schweißkenntnisse einschätzen ob du dir das zutraust.
Am Ende ist alles massiv repariert, so dass der Rahmen an der Stelle nicht nachgibt und alles schön lackiert, so dass auch niemand mehr sieht, dass da was gemacht wurde.
An der Stelle an der die Bleche dann doppelt liegen ist natürlich massiver Rostschutz mit allem was in die Spalte kriechen kann notwendig!
Bei meinem Rahmen hat mir auch Jörg (Formumsname: erobererdesnutzlosen) Tips gegeben. Vielleicht meldest dich mal direkt bei ihm und er hat noch ne Idee.
Gruß
Fabian
Re: Längsträger verstärken

Verfasst:
Mittwoch 28. Oktober 2015, 23:35
von Mariner
Hallo Fabian,
danke für Deinen Beitrag und Deine Tipps. Ich werde eine Kombination aus Deinen und Tiemo's Ratschlägen probieren. Ich werde Vierkänter nehmen, weil sie im Vergleich zu U-Profilen einfach stabiler sind. Dabei werde ich die Eisen in den Längsträger auf den Boden legen und dann mit Schweißpunkten (rechts, links, unten) verankern. Die Lochbohrungen, die dann verdeckt sind, bohre ich wieder frei - hierbei wird die größte Herausforderung sein, die Große Bohrung für den Tankstutzen zu fertigen.
Setze ich den Vierkänter zu hoch, wird der TÜV die dünne Materialstärke des Trägerbodens bemerken, deswegen setze ich ihn auf. Zur Vorbereitung gedenke ich, den Rost im Trägerinneren mit Phosphorsäure zu neutralisieren und dann mit Orwatol zu versiegeln. Wenn der Träger eingepunktet ist, werde ich den Wagen so aufbocken, dass das Mike Sander's zwischen Vierkant und Trägerboden zum Fahrzeugheck kriechen kann.
Wenn es soweit ist, stelle ich ein paar Bilder ein und lasse das Forum wissen, wie der TÜV entschieden hat.
Grüße