Happy Birthday LT!

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Happy Birthday LT!

Beitragvon Andreas Woltering » Dienstag 19. April 2005, 14:55

Hannover, April 2005: Mit nur zwei Generationen durch drei Jahrzehnte - das spricht für ein gelungenes Konzept. Am 14. April 2005 feiert der LT von Volkswagen Nutzfahrzeuge seinen dreißigsten Geburtstag.






Schon in den Sechzigerjahren zeichnete sich ab, dass der heimische Transportermarkt höhere Nutzlasten forderte. Immer mehr Kunden transportierten immer schwerere Lasten, die mit der 1 000 Kilogramm hohen Zuladung des VW Transporter nicht mehr zu bewältigen waren. Aus diesem Grund beschloss Volkswagen Anfang der Siebzigerjahre, das Nutzfahrzeugprogramm entsprechend zu erweitern. Das Lastenheft des neuen Großen gab klare Vorgaben: möglichst viel Nutz- bei wenig Verkehrsfläche. Zudem stand fest, dass es ein Frontlenker mit Heckantrieb sein musste, um in der Gewichtsklasse von 2,8 bis zukünftigen 5,6 Tonnen ein Maximum an Traktion zu gewährleisten. Konstruktive Merkmale, die bis zu diesem Punkt auch der VW Transporter erfüllte. Nur das Heckmotorenkonzept schien für diese Tonnagen veraltet und wenig praxisgerecht. Überlegungen, die dazu führten, den Arbeitsplatz des Motors zwischen die Vordersitze zu verlegen. Schon damals plante Volkswagen, den LT zusammen mit Mercedes-Benz zu bauen. Doch bei der Präsentation des Prototypen im Jahre 1973 in Untertürkheim zeichnete sich eine unüberbrückbare Kluft zweier Ideologien ab. Zwar war das Interesse auf beiden Seiten groß, doch gingen die Schwaben mit der modernen Transporter-Konstruktion im Lkw-Segment nicht konform: Mercedes wollte keinen Frontlenker, VW keinen Transporter mit Fronthaube haben. Damit gingen die Unternehmen vorerst getrennte Wege.

1975 war es dann soweit: Volkswagen präsentierte in Berlin den LT und setzte in der Nutzfahrzeugklasse Zeichen. Sensationell war das Verhältnis von Nutz zu Verkehrsfläche. Dies lag unter anderem an der stattlichen Breite von 2,04 Meter. Ein Maß, auf dem eine weitere Stärke des LT sockelte: das Fahrverhalten. Mit seiner Einzelradaufhängung vorne (Starrachse ab LT 40), der gut abgestimmten Lenkung und der äußerst breiten Spur glänzte er nicht nur mit einer guten Straßenlage, sondern auch mit spürbarem Komfort. Doch die Breite hatte auch Nachteile. Kurz nach der Einführung des LT sah die Straßenverkehrsordnung ein Überholverbot in Baustellen für Fahrzeuge mit über zwei Meter Breite vor. Zudem durften manche Straßen nicht durchfahren werden. Vor wesentlich größeren Aufgaben jedoch stand das Unternehmen in Sachen passender Motorisierung. In den heimischen Regalen lagerten lediglich Motoren für den Heckeinbau. Und die neue Motorengeneration des nahezu gleichzeitig lancierten VW Golf war entschieden zu schwach. Ein passendes Benzinaggregat fand sich dann bei Audi. Der größte Motor aus dem Audi 100 mit zwei Liter Hubraum schien geeignet und wurde dem spezifischen Anforderungsprofil eines Nutzfahrzeugs angepasst. Um das Drehmoment in niedrigem Drehzahlbereich zu steigern, drosselten die Entwickler die Leistung auf 75 PS. Auf der Suche nach einem passenden Dieselaggregat wurden die Entwickler bei dem englischen Hersteller Perkins fündig. Der Vierzylindermotor mit 2,7 Liter Hubraum entwickelte jedoch nur 48 kW (65 PS), lief rauhbeinig und war von unangenehmem Klang. Volkswagen reagierte: Die Entwickler stellten im Jahr 1979 dem mittlerweile überaus erfolgreichen Dieselmotor des Golf zwei weitere Zylinder zur Seite. Aus dem 1,6 Liter großen Vierzylinder entstand so ein 2,4-Liter-Sechszylinder mit 75 PS. Dieser Motor glänzte mit ausgeglichenen Schwingungsverhältnissen und einer angenehmen Akustik. Der Motor überzeugte auch Volvo. Sie präsentierten damit den ersten Pkw mit Sechszylinder-Dieselmotor. Im Frühjahr 1983 wertete Volkswagen den LT kräftig auf. Den Wunsch nach mehr Leistung erfüllte der Sechszylinder-Turbodiesel mit anfangs 75 kW (102 PS). Der Audi-Motor wurde durch einen Sechszylinder mit 66 kW (90 PS) ersetzt. Die nun etwas schräger eingebauten Motoren erlaubten einen flacheren und weiter nach hinten gerückten Motorkasten. Das völlig neu gestaltete Armaturenbrett wertete den Innenraum auf. Zudem wurde die Palette um den LT 50 und einen langen Radstand (3 650 mm) für die Fahrgestelle und den Pritschenwagen erweitert.




Zwei Jahre später legte der LT 55 mit 5,6 Tonnen Gesamtgewicht nochmals zu. Nun gab es auch den Kombi mit dem langen Radstand (2 950 mm) und der LT 35 konnte auf Wunsch mit Einzelbereifung an der Hinterachse geliefert werden. Dem Zeitgeist und den Anforderungen entsprechend gab es für den LT erstmals einen Allradantrieb. Er war für den LT 40 und LT 45 lieferbar und verfügte über einen zuschaltbaren Vorderradantrieb und eine serienmäßige Differentialsperre an der Hinterachse. Seine Standfestigkeit und Geländetauglichkeit zeigte der Allrad-LT unter anderem bei diversen Wüstenrallyes.



An der optischen Erscheinung hatte sich in den ersten zehn Jahren nichts verändert. Erst 1986 kam es zu kleineren Retuschen. Am auffälligsten waren die nun rechteckigen Scheinwerfer. Im Frühjahr 1993 veränderten ein neuer Kühlergrill und Kunststoffelemente unter den Rücklichtern noch einmal dezent die Optik. Zudem kam ein überarbeiteter Turbodiesel mit Ladeluftkühler und 70 kW (95 PS) zum Einsatz.




Bis heute unvergessen sind die diversen Ein- und Ausbauten des LT als Reisebeziehungsweise Wohnmobil. Nicht zuletzt dachten schon damals der Transporter-Entwicklungschef Gustav Mayer und seine Ingenieure an die freizeitliche Nutzung des LT. Vor allem seine Breite machten sich die Ausbauer zu Nutze. In der geschlossenen Version konnte man quer zur Fahrtrichtung schlafen. Und trotz der Motorraumkuppel zwischen Fahrer- und Beifahrersitz blieb im Fahrerhaus noch ein Durchstieg nach hinten frei. Vorteile, die Volkswagen schon weit vor dem Reisemobil-Boom Mitte der Achtzigerjahre erkannte. Die Quintessenz war ein werkseigenes Wohnmobil: der LT Florida. Das Fahrerhaus des LT wurde auch für die sogenannte GBaureihe, ein Gemeinschaftsprojekt mit VW und MAN verwendet. Der mittelschwere Lkw (bis neun Tonnen zulässigem Gesamtgewicht) wurde von 1979 bis 1993 gebaut. Eine weitere Karriere erlebt das LT-Fahrerhaus in Brasilien. Seit 1995 werden im brasilianischen Werk Resende Lkw der Gewichtsklassen sieben bis 45 Tonnen gebaut. Im Frühjahr 2000 bekam die Kabine ein Facelift und unter anderem ein neues Armaturenbrett. Die als VW Titan bekannte Baureihe fährt zudem seit 2004 im Europacup des Super Truck Race und konnte gleich zu Beginn des Einstiegs die Meisterschaft für sich entscheiden.

Gut 20 Jahre nach der Einführung des ersten LT stand 1996 der Generationswechsel an. Anders als in den Siebzigerjahren wurden sich Mercedes-Benz und Volkswagen Nutzfahrzeuge über eine Zusammenarbeit einig. Mit einer schrägen Front und "richtiger" Motorhaube verließ der LT wie auch der kleinere Bruder T4 das klassische One-Box-Design, das die VW-Nutzfahrzeuge über vier Jahrzehnte prägte. Mit sparsamen TDI-Motoren, einem bequemen Einstieg ins Fahrerhaus und einem breiten Durchgang zwischen Fahrer- und Beifahrersitz erfüllt er bis heute die modernen Anforderungen. In Bezug auf Variantenvielfalt übertrifft er sogar seinen Vorgänger. Den Kastenwagen gibt es nun in drei statt nur zwei Radständen. Pritschenwagen, Doppelkabine, Windlauf, Kastenwagen und Kombi mit verschiedenen Dachversionen sind nach wie vor im LT-Programm enthalten. Drei TDI-Motoren und ein Saugdiesel sind die Antwort auf die ewige Diskussion um die Wirtschaftlichkeit der Aggregate beim alten LT. Von 61 bis 96 kW (75 bis 130 PS) spannt sich vorerst der Leistungsbogen. Im Januar 2002 legt Volkswagen Nutzfahrzeuge leistungsseitig nochmals nach. Mit dem 2,8 Liter großen Vierzylinder-Turbodiesel lassen sich nun bei Bedarf satte 331 Nm Drehmoment und 116 kW (158 PS) Leistung abrufen.


Das Programm des neuen LT geht aber nur noch bis zu einem Gewicht von 4,6 Tonnen. Die neue Pkw-Führerscheinregelung mit der Gewichtsbegrenzung auf 3,5 Tonnen ist unter anderem der Grund. Höhere Nutzlasten verlieren in dieser Klasse an Bedeutung. Und natürlich lässt sich der LT auch in einer Allradvariante ordern. Die Firma Achleitner beispielsweise baut den LT entsprechend um. Er verfügt über einen permanenten Allradantrieb und ein Reduktionsgetriebe. Insgesamt sind vom LT der ersten Generation 471 221 Fahrzeuge entstanden. Vom Nachfolger wurden bis Ende 2004 rund 283 000 Einheiten gefertigt.


Quelle: VW Nutzfahrzeuge

Weiteres siehe http://www.vwn.de/deu/home/index.html
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Andreas Woltering
 
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